von Dr. Sigrun Bennemann
Mit der bisherigen Entwicklung des Einkreuzprojekts ist ProKromfohrländer e.V. sehr zufrieden. Zunächst war es uns sehr wichtig festzustellen, dass es keine Probleme gibt, die Hunde aus dem Projekt an Besitzer zu vermitteln, – im Gegenteil, sie erfreuen sich einer ganz besonderen Beliebtheit. Inzwischen ist das Einkreuzprojekt bei der F3-Generation angelangt. In diesem Jahr wird mit dem ersten F4-Wurf gerechnet. Die Hunde aus dem Einkreuzprojekt werden als Projektkromfohrländer oder auch liebevoll Projektkromis bezeichnet. Nach dem Selbstverständnis von ProKromfohrländer e.V. als Zuchtverein für rau- und glatthaarige Kromfohrländer wird das Einkreuzprojekt parallel zu der Zucht von reinrassigen Kromfohrländer durchgeführt. Nicht unerwähnt bleiben soll hier, dass es neben der Erhöhung der genetischen Vielfalt natürlich unser primäres Projektziel ist, den Kromfohrländer in seinem Wesen, seiner Art und seinem Aussehen zu erhalten.
Für einen kleinen Zuchtverein wie ProKromfohrländer e.V. stellt ein Einkreuzprojekt selbstverständlich eine große Herausforderung dar. Zur Erinnerung: Nach unserer Planung sollten Hunde der Rasse Dansk-Svensk-Gardhund (Danski genannt) mit reinrassigen Kromfohrländern verpaart werden. Über drei Generationen (F1 bis F3) erfolgt dann das Rückkreuzen mit reinrassigen Kromfohrländern. An die danach entstandene F4-Generation werden nach Auswahl und Überprüfung besonders hohe Anforderungen gestellt – sie sollten dann dem Standard des Kromfohrländers entsprechen. Besonders hohe Anforderungen werden ebenfalls an Gesundheit und Wesen dieser Hunde gestellt, da die Ausgewählten dann den rassereinen Kromfohrländern in der Zucht gleichgesetzt werden. Außerdem sollen sie durch die Einkreuzung eine höhere Genvielfalt aufweisen.
Bei der Durchführung des Projektes erwies es sich in der Zusammenarbeit mit unseren Züchtern im Verein als vorteilhaft, dass geeignete Projektkromis der Generation F1 bis F3 begrenzt auch mehrfach im Projekt eingesetzt werden können. Voraussetzung ist eine Verpaarung ausschließlich mit reinrassigen Kromfohrländern. Das hat den Vorteil, dass eine breitere Auswahl entstehen kann und fortlaufende Informationen über die Vererbung, Wesen und Gesundheit der Projektkromis erfasst werden können. Bis heute gibt es sieben F1-Würfe, fünf raue und zwei glatte. Mit einem Rüden und fünf Hündinnen der F1-Generation wurde weitergezüchtet und damit bisher zwölf F2-Würfe erzielt. Von den F2-Projektkromis gingen bis dahin fünf Hündinnen in das weitere Zuchtprojekt ein. In bisher sechs F3-Würfen wurden 45 Projekthunde erzielt mit 25 Hündinnen und 20 Rüden (siehe Abb. 1 und 2).
Durch die Datenbank MyDogDNA der Firma Genoscoper werden für alle Hunde im Projekt fortlaufend und übrigens auch in der gesamten Zucht von ProKromfohrländer e.V. die Genvielfalt, genetische Informationen sowie Krankheitsanlagen erfasst. Das hat auch für die Auswahl der Zuchtpartner große Vorteile. Es kann so festgestellt werden, ob die Hunde u. a. Digitale Hyperkeratose oder die von-Willebrand-Krankheit vererben. Das gleiche gilt für Merkmale wie z. B. Farbe der Flecken im gescheckten Fell (braun, rezessiv schwarz, tricolor), Pigment (dunkel oder hellgeboren) und Fellbeschaffenheit (Bart, glatt, kurzhaarig oder langhaarig). Z. B. kann so ein Rüde mit der Fellfarbe tricolor und dunklem Pigment mit einer reinerbig braunfarbigen hellgeborenen Hündin verpaart werden, weil sich im Wurf die Anlagen günstig ergänzen können. Da Braun gegenüber Tricolor dominant ist und dunkles Pigment dominant gegenüber dem Merkmal „hell geboren“ werden in dem Wurf nur braun-gescheckte Nachkommen mit dunklem Pigment fallen. Ein anderes Beispiel wäre ein Rüde mit kurzem und glattem Fell, der aber die Anlage „langhaarig“ vererbt. Wenn er mit einer langhaarigen Hündin verpaart wird, besteht die Wahscheinlichkeit, dass 50 % der Nachkommen glatt-langhaarig ausfallen.
Abbildung 1:F1- Generation durch Verpaarung von Kromfohrländer-Hündinnen mit Rüden der Rasse Dansk-Svensk-Gardhund
Abb. 2: F2-Generation durch Verpaarung von F1-Projekthunden mit reinrassigen Kromfohrländern
Solche Informationen können also gezielt bei der Planung der Verpaarungen berücksichtigt werden. Gleichfalls ist zu erkennen, inwieweit die Genvielfalt beim Rückkreuzen im Einkreuzprojekt erhalten bleibt. MyDogDNA bietet außerdem auch einen Züchtertool an, bei dem genetisch möglichst weit auseinanderliegende Verpaarungen angezeigt werden können. Selbstverständlich werden die Verpaarungen zusätzlich anhand des Stammbaumes bezüglich der Nähe der Verwandtschaft überprüft.
Dieses Vorgehen ermöglicht die Steuerung von erwünschten Merkmalen und auch den Einsatz von wertvollen Vererbern in der Zucht. Hunde, die aber Anlageträger für rezessive Erkrankungen sind oder vom Standard abweichende Anlagen haben, können im Einkreuzprojekt (das Gleiche geschieht natürlich auch in der der Reinrassigen-Zucht) bei entsprechender Verpaarung mit Partner ohne diese Anlagen eingesetzt werden. Genoscoper erweitert bei MyDogDNA die genetischen Informationen fortlaufend nach dem weiteren wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.
Bei dem Einkreuzprojekt von ProKromfohrländer e.V. hat es sich als sehr günstig herausgestellt, dass als einzige Einkreuzrasse der Dansk-Svensk-Gardhund ausgewählt wurde. Diese Rasse ist genauso wie der Kromfohrländer gescheckt und weist eine ähnliche Körpergestalt auf. Sogar schon in der ersten Generation (F1) finden sich Hunde, die dem Standard des Kromfohrländers entsprechen. Das wird durch das Rückkreuzen über drei Generationen weiter gesteigert. Auch bezüglich des Wesens finden sich nach unseren Erkenntnissen oft eher positive Veränderungen und das gewünschte kromitypische Verhalten. Insgesamt lässt sich so die ausgesprochene Beliebtheit der Projektkromis bei den Käufern der Welpen erklären. Darüber hinaus ist auch ein wachsendes Bewusstsein über die Wichtigkeit der genetischen Vielfalt in Bezug auf die Gesundheit der Hunde festzustellen.
Bei der Genvielfalt zeigt sich durch das Einkreuzprojekt eine deutliche Zunahme. Dies wird in der Abbildung 3 verdeutlicht. Die grüne Kurve zeigt die Verteilung der Genvielfalt bei den reinrassigen Hunden. Die orangene Kurve stellt die Genvielfalt bei den Mischlingshunden dar, die insgesamt höher ist als bei den Reinrassigen. Die blaue Kurve ist dagegen die Verteilung der Genvielfalt bei den Hunden von ProKromfohrländer e.V. Die reinrassigen Kromfohrländer haben im Vergleich zu der Gesamtheit aller reinrassigen Hunde verschiedener Rassen eine relativ geringe Genvielfalt. Dieses ist bereits bekannt und durch die sehr enge Zucht aus nur drei Ursprungshunden zu erklären, wobei der dritte Hund auch nur unzureichend in der Zucht genutzt wurde. Ganz rechts in der blauen Kurve befinden sich die Hunde der F1-Generation aus dem Einkreuzprojekt. Erwartungsgemäß haben sie eine hohe Genvielfalt, wie man sie bei Mischlingen meistens vorliegt (orangene Kurve). Im mittleren Bereich liegen die Projektkromis der Generation F2 bis F3. Durch die Rückkreuzung geht die Genvielfalt erwartungsgemäß im Vergleich zur F1-Generation zurück. Sie liegt aber insgesamt im Vergleich zu den reinrassigen Kromfohrländer höher – nämlich im Bereich der meisten anderen reinrassigen Hunde.
Die Abbildung 4 zeigt die Genvielfalt der F3-Generation in Prozent (bisher sieben Würfe) in Vergleich zu anderen Populationen: reinrassige FCI-Kromfohrländer einschließlich der finnischen Einkreuzhunde, reinrassige Hunde (alle Rassen) und Mischlinge sowie Dansk-Svensk-Gardhund, der Einkreuzrasse bei dem Einkreuzprojekt von ProKromfohrländer e.V. Die Daten beziehen sich auf die Werte, die durch MyDogDNA erhoben wurden. Es handelt sich bei dem Einkreuzprojekt also um eine wirkungsvolle Maßnahme gegen die Inzucht bei unseren Kromfohrländern. Es kann eine Verbesserung der Genvielfalt erreicht werden, die schon mehr im Bereich derjenigen bei anderen Rassen liegt. Es ist dabei zu bedenken, dass die Genvielfalt der reinrassigen Kromfohrländer ohne das finnische Einkreuzprojekt noch niedriger liegt.
Da bei allen Zuchthunden und Projekthunden von ProKromfohrländer die genetische Vielfalt und auch die genetische Verwandtschaft untereinander erfasst wird, kann dieses weiterhin bei unserer
Zuchtplanung berücksichtigt werden. So ist es möglich, dass Hunde mit höherer Genvielfalt im Einkreuzprojekt und in der Reinrassigen-Zucht bevorzugt eingesetzt werden können.
Text & Bilder mit freundlicher Genehmigung von ProKromfohrländer e.V.